30 Arbeitsplätze in Herzberg gerettet

Geschäftsübernahme in der Galvanik durch Mitarbeiter und Unterstützer

Herzberg. Nach der Schließung des GROHE-Werkes 2005, verkündete zum Jahresende 2016 der Standortnachfolger SIEDLE erneut das Ende für die Herzberger Galvanik. 45 qualifizierte Mitarbeiter standen wie einst die 303-köpfige GROHE-Belegschaft vor dem beruflichen Aus. In letzter Minute übernahmen führende Mitarbeiter und der Herzberger Geschäftsmann Timo Gleinig das Unternehmen. 30 Arbeitsplätze konnten gesichert werden. Nach einer Woche Produktionsstillstand begann zum Jahresbeginn der hoffnungsvolle Neustart.

Galvanikbad

„Die Nachricht kam Knall auf Fall. Unsere Betroffenheit war übergroß“, blickt Geschäftsführerin Gerlinde Kirschner zurück auf den vergangenen September, als die Schließung des Herzberger Standortes von der Geschäftsleitung der Niederländischen Holding für das Jahresende angekündigt worden ist. Seit den Anfängen von Siedle in Herzberg, vor neun Jahren, führte sie die Buchhaltung vor Ort. „Dass die Leistungsfähigkeit unseres Standortes nicht ausgeschöpft worden ist, wussten wir. Unsere Handlungsmöglichkeiten waren jedoch beschränkt, weil Vertrieb und Kundenakquise nicht in unserer Zuständigkeit lagen“, versucht Gerlinde Kirschner die Werksschließung durch das Mutterunternehmen nach zu vollziehen. „Unverständlich ist das im Hinblick auf die Ausstattung unseres Hauses. Wir betreiben eine der modernsten Galvanikanlagen Europas und hatten nie Gelegenheit, sie auslasten“, zeigt sie das Dilemma auf, mit dessen Erkennen die Lösung des Problems offensichtlich wurde.

Fertigungsplanerin Steffi Mannigel bekräftigt: „Wir verfügen über eine hervorragende Anlage, über qualifizierte Mitarbeiter mit großer Verbundenheit zum Haus, dazu einen festen Kundenstamm, der erweiterbar ist. Etwas Gesundes zu zerschlagen, wäre falsch“, stellt sie klar. Sie gehört wie Gerlinde Kirschner und dem Abteilungsleiter der Schleiferei Xoung Nguyen zu den drei Köpfen, die zusammen mit Timo Gleinig die Unternehmensführung übernommen haben. „Ich habe mich von der Begeisterung des Führungsteams anstecken lassen. Diese Energie ist lebenswichtig, um das Werk neu aufzustellen. Wir wollen auf dem Markt erfolgreich und beweglich agieren“, lässt der Herzberger Geschäftsmann Optimismus anklingen. Ziel sei es, die frisch gegründete OFB Oberflächenbearbeitung Kimax GmbH neu zu organisieren, das Schichtsystem auszubauen und mit Expresslieferungen beim Kunden zu punkten. So bleibt ein letzter Hauch großer Industrie im beschaulichen Herzberg erhalten, sind sich die vier Gesellschafter einig.

Stimmen

 Ronald Wolfsteller (54) aus Dubro: 

 

 

„Für mich ist es wie ein Nachhausekommen. Ich arbeite seit 1979 hier am Standort und habe GROHE vom Anfang bis zum bitteren Ende miterlebt. Nach kurzer Unterbrechung lief ich wieder hier in meinen beruflichen Heimathafen ein. Ein Glück, dass es weitergeht. Ich bin stolz auf unsere Leute! Sie haben ihr Schicksal selbst in die Hand genommen.“

Anette Kuring (51) aus Arnsnesta: 

 

 

„Mich hat die Nachricht von der Schließung wie der Blitz getroffen. Dann wochenlanges Nachdenken, wie es weiter gehen wird. Als ich gefragt wurde, ob ich unter neuer Führung weitermachen möchte, habe ich nicht gezögert. Meine Arbeit ist mir wichtig, ich freue mich, wenn jeder Handgriff sitzt.“

  Isabell Große (35) aus Jagsal: 

 

 

„Die Ungewissheit war schlimm. Als Anlagenfahrerin hätte ich sicher nur in der Ferne Chancen auf dem Arbeitsmarkt gehabt. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als ich hörte, dass es weitergeht.“